In dem von der DFG geförderten Projekt "Computational Approaches to Narrative Space in 19th and 20th Century Novels" (CANSpiN) werden Ansätze zur computergestützten Erkennung narrativen Raums mit Verfahren des Machine Learning entwickelt und anhand von deutsch- und spanischsprachigen Romankorpora erprobt, um Fragen zum Zusammenhang zwischen Raumerwähnungen und Identitätskonstruktionen zu beantworten. Das interdisziplinäre Projekt wird von der Juniorprofessur für Digital Humanities, der Uwe Johnson-Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft des 20. Jahrhunderts und der Außerplanmäßigen Professur für Mathematische Optimierung geleitet.

Die literarische Literaturtheorie bietet ein ausgefeiltes Instrumentarium zur Konzeptualisierung und Beschreibung des narrativen Raums. Um die vorhandenen Konzepte jedoch in computergestützten Analysen nutzen zu können, müssen sie formalisiert und auf Merkmale abgebildet werden, die auf der sprachlichen Oberfläche der Texte erfasst werden können. Für Ansätze des Distant Reading ist es notwendig, Algorithmen zu entwickeln, die eine automatische Annotation der Merkmale ermöglichen. Dies ist das Ziel des Projekts in methodischer Hinsicht.

Aus einer literaturgeschichtlichen Perspektive wird untersucht, wie die Darstellung von Raum in den Romanen mit Fragen nationaler, regionaler und anderer raumbezogener Identitäten zusammenhängt. Mit den korpusbasierten Studien werden bestehende literaturgeschichtliche Fragestellungen zur Rolle von Romanen im Prozess der Nationenbildung im 19. Jahrhundert und ihrer Funktion bei der Herausbildung zweier deutscher Identitäten in der Nachkriegsliteratur des 20. Jahrhunderts mit neuen, computergestützten Methoden und auf einer breiteren empirischen Basis als bisher bearbeitet.

CANSpiN ist Teil des DFG-Schwerpunktprogramms "Computational Literary Studies" (SPP 2207).

Projektlaufzeit: 1.4.2023 - 31.3.2026